Spieletest für das Spiel: EGIZIA
Hersteller: Hans im Glück             
Preis: 35 Euro
empf.Alter: 12-              
Anzahl Spieler: 2-4
Erscheinungsjahr: 2009      
noch erhältlich: Ja
Autor: Virginio Gigli, Flaminia Brasini, Stefano Luperto, Antonio Tinto
Besonderheit:
Veröffentlichung des Berichtes: April 2010
Kategorie: Taktisches Denkspiel
Bewertungsbild Egizia-Pressefoto

Für die Zusendung eines Rezensionsexemplars danken wir der Firma Hans im Glück recht herzlich!

Ausstattung: 1 Spielplan, 4 Tableaus, 32 Schiffe, 96 Bausteine, 16 Bautrupps, 8 Startkarten, 56 Nilkarten, 29 Sphinx-Karten, 20 Gräber-Plättchen, 4 Reihenfolge-Marker, 1 Wasserring, 4 Skarabäus-Plättchen
Aufmachung: Der Spielplan zeigt den Nil als stilisierten Flußlauf bis zur Mündung. Dabei gibt es rechts und links des Flusses eine Vielzahl von Feldern, die die Spieler während der Partie benutzen können. Neben Kartenablage-Feldern und Aktionsfeldern sind auch drei Baufelder für Sehenswürdigkeiten dabei. Zu jedem der Baufelder gibt es das entsprechende Bauwerk. Dieses ist in verschiedene Bauabschnitte unterteilt, die mit Zahlenwerten versehen sind. Außerdem gibt es noch eine Ausgrabungsstätte, auf der während des Spiels Gräberplättchen ausliegen. Auch diese Plättchen verfügen über Zahlenwerte.
Am Rand des Spielplans gibt es drei Tabellen, die die Ernährungssituation der Spieler, die aktuelle Bewässerungssituation und den Steinverkauf für jeden Spieler angeben. Außerdem verläuft um den Spielplan herum die Siegpunktleiste.
Jeder Spieler besitzt ein eigenes Tableau, auf dem man seinen eigenen Steinvorrat und die Kräfte seiner vier Bautrupps während des Spiels abträgt.
Um die Aktionen durchzuführen, setzen die Spieler kleine Holzschiffe auf die Felder des Nils. Die Bausteine in den Spielerfarben benötigt man einerseits als Anzeiger für die verschiedenen Skalen wie auch zum Bauen an den Monumenten.
Jeder Spieler hat vier Bautrupps. Es handelt sich dabei um bedruckte Papp-Plättchen. Ein Bautrupp fungiert dabei als Joker. Die Bautrupps verwaltet jeder auf seinem Tableau.
Unter den Startkarten befinden sich vier Felder, die zur Ernährung der Bautrupps gebraucht werden und ein Steinbruch, der eine gewisse Anzahl an neuem Baumaterial in jeder Runde liefert. Bei den Nil-Karten können die Spieler im Verlauf der Partie weitere Felder, Steinbrüche und diverse andere
Dinge bekommen. Die Nil-Karten lassen sich anhand der Rückseite in drei Stapel einteilen, die in den verschiedenen Spielrunden zum Tragen kommen. Die Sphinx-Karten dagegen zeigen Aufträge, für die man am Ende Sondersiegpunkte erhalten kann.
Die Reihenfolge-Marker sind ebenfalls aus dicker Pappe gefertigt und zeigen jeweils die aktuelle Spielreihenfolge in einer Runde an. Mit dem Wasserring wird dagegen der aktuelle Wasserstand des Nils markiert, was für die Bewässerung von zusätzlichen Feldern wichtig ist. Die Skarabäen werden ausgegeben, wenn ein Spieler über den höchsten Wert der Siegpunktleiste hinaus zieht.
Ziel: Jeder Spieler versucht, möglichst viele Siegpunkte durch den Bau von Gebäuden und dem Entdecken von Gräbern zu bekommen.
Zu Beginn nimmt sich jeder zwei Startkarten und das Spielmaterial einer Farbe. Die Bautrupps werden dann gemäß der Startaufstellung auf dem eigenen Tableau plaziert. Nachdem man die Spielreihenfolge der ersten Runde ausgelost hat, verteilen die Spieler einige Bausteine auf der Siegpunktleiste und den Tabellen für den Steinverkauf, des Getreidemarktes und der eigenen Steinleiste.
Als nächstes sortiert man die Sphinx-Karten nach ihren Rückseiten und mischt die Stapel getrennt voneinander. Die Gräberplättchen werden ebenfalls gemischt und verdeckt auf die einzelnen Felder am Grabpfad gelegt. Die ersten vier Plättchen werden dann aufgedeckt.
Es gibt fünf Durchgänge. Jeder Durchgang gliedert sich dabei in verschiedene Phasen, die in fester Reihenfolge durchlaufen werden.
Zu Beginn einer Runde werden vom aktuellen Sphinx-Stapel zehn Karten offen auf die dafür vorgesehenen Nilfelder gelegt.
Dann beginnt der Startspieler und setzt eines seiner Schiffe auf ein beliebiges freies Feld des Nils. Reihum folgen die Mitspieler. Ist der Startspieler erneut am Zug, darf er wieder ein Schiff einsetzen, welches jedoch immer nur weiter flußabwärts zu seinem letzten eigenen Schiff plaziert werden darf.
Setzt man ein Schiff auf eine Karte, bekommt man diese sofort und legt sie vor sich ab. Je nach Art der Karte kann die Karte permanent eingesetzt werden, einmalig benutzt werden oder tritt sofort in Kraft. Neben unterschiedlichen Ereignissen kann ein Spieler auf diese Weise an zusätzliche Felder unterschiedlicher Güte und Steinbrüche gelangen.
Bei normalen Aktionsfeldern wird die Aktion, die durch ein Piktogramm dargestellt wird, sofort ausgeführt.
Eine Besonderheit sind die Baufelder. Hier dürfen mehrere Schiffe von unterschiedlichen Spielern abgestellt werden. Je früher man sein Schiff hier abstellt, desto größer ist der Vorteil dadurch.
Nachdem alle Spieler ihre Schiffe eingesetzt haben oder dies nicht mehr können, werden die Schiffe von den leeren Kartenfeldern und den Aktionsfeldern wieder zurückgenommen. Nur die Boote auf den Baufeldern bleiben zunächst auf dem Spielplan.
Als nächstes müssen die Spieler ihre Bautrupps ernähren. Dazu zählt man einfach die Stärke der Bautrupps zusammen. Hat man entsprechend viele Ernährungspunkte durch bewässerte eigene Felder, ist alles in Ordnung. Bei einer Unterversorgung geht es jedoch einige Siegpunkte zurück, weil man am Getreidemarkt Essen zukaufen muß.
Als nächstes produzieren die Steinbrüche entsprechend ihren Symbolen neues Baumaterial und man zieht seinen Marker auf der Baustoff-Leiste voran.
Die Bausteine dürfen in der folgenden Phase zum Bau von Monumenten eingesetzt werden. Die Bauwerke werden dabei nach einer festen Reihenfolge abgehandelt. Der Spieler, der an einem Bauplatz als erstes ein Schiff eingesetzt hat, beginnt dabei.
Für einen Bauplatz werden immer ein Bautrupp und einige Steine benötigt. Der Bautrupp wird anschließend umgedreht, um anzuzeigen, daß er in dieser Runde schon gearbeitet hat.
Baut man an der Sphinx, erhält man neue Sphinx-Karten. Diese schaut sich der Spieler an und wählt dann maximal eine Karte aus, die er behält. Für zurückgelegte Karten bekommt man Siegpunkte. Die Anzahl der Karten, die man ziehen darf, ergibt sich aus der Stärke des eingesetzten Bautrupps, wobei es allerdings ein Limit gibt. Außerdem muß der Spieler entsprechend für jede gezogene Karte auch einen Baustein abgeben.
Arbeitet man am Obelisken oder an den Ausgrabungen mit, braucht man einen Bautrupp mit ausreichender Stärke, um das nächste freie Feld zu belegen. Der Obelisk wird dabei von unten nach oben errichtet, während man die Gräber in fester Reihenfolge nacheinander entdeckt. Auch hier setzt man seinen Baustoff-Marker entsprechend viele Felder zurück und schreibt sich dafür Siegpunkte gut. Jedes gebaute bzw. freigeschaufelte Feld wird mit einem Baustein der eigenen Farbe markiert, um zu zeigen, daß dieser Teil bereits gebaut bzw. erforscht wurde. Als Belohnung für den Bau an den Objekten darf der Spieler außerdem seinen Markierungsstein auf der Tabelle des Steinverkaufs bzw. des Getreidemarktes um eine Position verändern, um bessere Konditionen zu erhalten.
Der Bau der Pyramide oder des Tempels geschieht nach ähnlichen Regeln. Die Pyramide bringt Bonuspunkte, wenn eine Reihe komplettiert wurde.
Der Joker-Bautrupp kann niemals alleine eingesetzt werden. Er hilft aber beim Bauen eines regulären Trupps einmalig mit.
Nach dem Bau gibt es für die Mitwirkung an den Bauwerken Bonuspunkte für die Spieler. Dabei gibt es mehr Bonuspunkte, wenn man an mehreren Objekten in dieser Runde Hand angelegt hat.
Am Ende einer Runde wird die neue Reihenfolge ermittelt. Dabei beginnt der Spieler, der auf der Siegpunktleiste am weitesten hinten steht. Die anderen folgen gemäß ihren Siegpunktwerten.
Erreicht ein Spieler auf der Steinverkauf-Leiste oder dem Getreidemarkt das unterste Feld, bekommt er einige Siegpunkte gutgeschrieben. Jedes Mal, wenn man den Marker wieder nach unten schieben würde, gibt es diesen Bonus erneut. Die Tabelle mit dem Steinverkauf ist beim Spielende wichtig, um überzähliges Material günstig in Siegpunkte umzutauschen, während der Getreidemarkt regelt, wie hoch die Strafe ist, wenn man seine Leute nicht ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgen kann.
Spielende: Am Ende der Runde verkaufen die Spieler ihre überschüssigen Bausteine. Außerdem gibt es für die gesammelten Gräberplättchen nach einem Schlüssel weitere Siegpunkte. Jede Sphinx-Karte, die man erfüllen kann, steigert den Gesamtpunktwert ebenfalls.
Kommentar: Bei zwei oder drei Spielern dürfen nur jeweils zwei Bauplätze belegt werden, um eine gewisse Knappheit ins Spiel zu bringen.
Das Bauen ist in jedem Fall ein Schlüssel zum Sieg. Man sollte also versuchen, immer möglichst viele Schiffe auf Bauplätze zu bekommen, da man neben den durch den Bau erhältlichen Siegpunkten in jedem Fall auch noch einen Bonus bekommt, weil man aktiv beim Bauen vieler Objekte beteiligt war. Wer dies nicht beachtet, hat im Spiel keine Chance auf die vorderen Plätze.
Je nach Spielgruppe ist das Verpflegen der Bautrupps einfach oder schwer. Sind einige Spieler immer darauf bedacht, den Wasserring auf dem Feld zu halten, auf dem Niedrigwasser angezeigt wird, sind viele Zusatzfelder nutzlos und bringen keine Erträge. Dadurch müssen die Spieler dann häufig mit Siegpunkten einkaufen gehen.
Durch die vielen Aktionsfelder und die Karten, die in jeder Runde ausliegen, gibt es sehr viele Möglichkeiten, was ein Spieler machen kann. Wie bei einem Mangelspiel üblich, kann man aber immer nur einen kleinen Teil selbst verwirklichen und wird durch den schönen Einsetzmechanismus gezwungen, das eine oder andere liegen zu lassen.
Bis zum Spielende sind eigentlich alle recht nah beieinander, was die Siegpunkte betrifft. Spielentscheidend sind dann meist die im Verlauf der Partie erworbenen Sphinx-Karten, die unterschiedlich viele Siegpunkte bringen. Wer hier Glück beim Ziehen hatte, ist meist nicht vom Siegerpodest wegzubekommen.
Die Grafik des Spiels ist sehr gelungen, auch wenn man bei den Bautrupps die Unterscheidbarkeit bemängeln kann. Hier wäre es besser gewesen, ausdrucksstärkere Symbole zu verwenden und auf die kleinen Grafiken zu verzichten. Einige andere Aktionsfelder sind auch nicht ganz intuitiv zu verstehen und benötigen die eine oder andere Spielrunde, um sich ihre Funktion zu vergegenwärtigen. Eine Kurzspielregel und ein Beiblatt mit den Erklärungen der Nil- und Sphinx-Karten, sowie der Aktionsfelder wäre jedenfalls angeraten gewesen.
Die Spielanleitung ist wegen der vielen Ausnahmeregelungen und Bedingungen etwas holprig geraten und muß gerade während der ersten Partien immer mal wieder konsultiert werden. Dazu kommen noch kleinere Regelunklarheiten, die erst auf der Internet-Seite des Verlages klargestellt werden.
Am besten gefällt „Egizia“ zu viert, da hier der Mangel am größten ist und man sich um die Bauplätze und Karten streitet. Bei zwei Personen ist das Spiel dagegen deutlich entspannter und man kommt sich nur selten beim Einsetzen auf dem Nil in die Quere. Hier können häufig auch alle Schiffe eines Spielers untergebracht werden. Diese Version ist bei unseren Spieletestern nach kurzer Zeit als langweilig empfunden worden.
Fazit: Ein ordentliches Spiel für anspruchsvollere Spieleabende.
Wertung: Mit 4 Punkten ist „Egizia“ kein absoluter Hit, was an den vielen kleinen Schwachpunkten liegt, die oben genannt werden. Trotzdem sollte man in jedem Fall einmal eine Probepartie zu viert wagen.

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(c) Claudia Schlee & Andreas Keirat, www.spielphase.de


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