Spieletest für das Spiel: FRAGILE
Hersteller: LudoArt                   
Preis: 48 Euro
empf.Alter: 10-              
Anzahl Spieler: 1-4
Erscheinungsjahr: 2006      
noch erhältlich: Nein
Autor: Czarne
Besonderheit:
Veröffentlichung des Berichtes: November 2009
Kategorie: Taktisches Denkspiel
Bewertungsbild Fragile-Pressefoto

Ausstattung: 1 Spielplan, 12 Kisten, 10 Spielfiguren, 15 Lagerplättchen, 1 Siegerplättchen, 4 Stäbchen
Aufmachung: Der Spielplan besteht aus 10x10 Feldern. Im Zentrum ist ein markierter Bereich, in dem die Kisten abgestellt werden. Außerdem wurden einige Felder ausgestanzt, da man hier Lagerplättchen einlegen soll. Diese Plättchen sind aus Pappe und zeigen jeweils einen Lagerraum in den Farben der Spieler. Neben jedem Lagerraum befindet sich ein Feld mit einem Pfeilsymbol, um anzuzeigen, über welches Feld man dieses Lager betreten kann.
Die Kisten sind aus Holz gefertigt und haben an einigen Seiten den Aufdruck „Fragile“. Sie sehen genauso wie die chinesischen Spielfiguren sehr schön aus. Das Siegerplättchen ist aus dickem Karton und zeigt als Konterfei einen chinesischen Arbeiter. Die kleinen Holzstäbchen werden in der Variante benötigt, um die Spielreihenfolge festzulegen. Alle Stäbchen haben dabei eine unterschiedliche Länge.
Ziel: Als Lagerarbeiter versuchen die Spieler, möglichst schnell Kisten in die eigenen Lagerräume zu schieben und durch die wertvolle Fracht die meisten Siegpunkte zu sammeln.
Je nach Spielerzahl bekommen die Mitspieler einige Spielfiguren und Lagerplättchen. Die Lager werden abwechselnd in die Aussparungen des Spielplans gelegt, wobei die Lagerräume in verschiedenen Vierteln verteilt sein müssen. Jeder Lagerraum wird dann mit einer Spielfigur besetzt.
In seinem Spielzug muß ein Spieler jedesmal zwei Arbeiter bewegen. Dazu hat er pro Person fünf Aktionspunkte zur Verfügung, die er beliebig auf die unterschiedlichen Spielmöglichkeiten aufteilen darf. Es ist erlaubt, auf Aktionen zu verzichten. Sobald jedoch die Aktionen für die zweite Spielfigur ausgeführt werden, kann man keine Aktionen mehr für die erste benutzte Spielfigur ausgeben, auch wenn diese noch nicht alle Aktionspunkte verwendet hatte.
Die Bewegung eines Arbeiters von einem Feld zu einem Nachbarfeld kostet einen Aktionspunkt. Lagerräume und Kisten sind Hindernisse, während man durch andere Lagerarbeiter hindurchgehen darf. Ein Arbeiter kann eine Kiste in gerader Richtung schieben, wenn er direkt neben der Kiste steht und das dahinterliegende Feld frei ist. Das Schieben einer Kiste auf besetzte Felder ist dagegen nicht möglich.
Für zwei Aktionspunkte darf ein Spieler eine angrenzende Kiste auf eine dahinterliegende Kiste stapeln. Ein Turm kann immer nur maximal über zwei Kisten entstehen. Das Schieben eines solchen Gebildes ist nicht mehr möglich. Um die obere Kiste wieder hinunterzubekommen, muß man neben einem Turm stehen und die Kiste mit zwei Aktionspunkten herunterschubsen. Das hinter dem Turm liegende Feld muß dabei frei sein.
Alternativ kann eine Spielfigur, die neben einer Kiste steht, diese so drehen, daß der Schriftzug „Fragile“ oben sichtbar wird. Diese Kiste hat von nun an einen besonders wertvollen Inhalt. Es gibt allerdings ein Limit bezüglich der Anzahl dieser Spezialkisten im Spiel. Das Umdrehen einer Kiste kostet vier Aktionspunkte und es ist nicht erlaubt, diese Kiste im gleichen Spielzug in ein eigenes Lager zu bringen.
Eine weitere Aktion ist das Weiterreichen einer Kiste an eine andere Spielfigur. Dazu müssen sich zwei Lagerarbeiter angrenzend zu einer Kiste befinden. Einer der Arbeiter muß außerdem dem aktiven Spieler gehören. Dieser kann für einen Aktionspunkt die Kiste an den zweiten Arbeiter weiterreichen, der die Kiste nun auf einem Feld neben sich abstellen muß. Dieses Feld darf allerdings der aktive Spieler bestimmen. Sind am neuen Standort der Kiste wieder zwei Arbeiter, darf die Kiste sogar noch einmal weitergereicht werden, ohne daß man erneut einen Aktionspunkt dafür ausgeben braucht. Diese Kettenzüge sorgen dafür, daß Kisten schnell große Entfernungen zurücklegen können und auch in einem Lager verschwinden.
Sobald eine Kiste über das Feld mit dem Eingangspfeil in ein Lager gestellt wird, ist sie vor den Zugriffen der Mitspieler sicher. Am Ende der Partie bringen diese Kisten Siegpunkte. Jedes Lager kann jedoch nur eine Kiste aufnehmen. Der erste Spieler, der eine Kiste in sein Lager stellt, bekommt das Siegerplättchen. Er verliert es während des Spiels nur, wenn ein anderer Spieler zwischenzeitlich mehr Siegpunkte durch Kisten in Lagern hat als er selbst.
Spielende: Wenn keine beweglichen Kisten mehr vorhanden sind oder ein Spieler sein letztes Lager gefüllt hat, endet die Partie. Jede einfache Kiste zählt einen Siegpunkt, während die Kisten mit der Aufschrift „Fragile“ zwei Punkte einbringen. Es gewinnt der Spieler, der das Siegerplättchen in seinem Besitz hat.
Kommentar: In der Variante werden am Ende einer Spielrunde die Stäbchen von einem Spieler in die Hand genommen. Jeder zieht blind eines heraus und anhand der Länge der Stäbchen erkennt man die Spielreihenfolge der nächsten Runde.
Die Spielidee erinnert an das klassische PC-Spiel „Sokoban“, bei dem ein einsamer Mann ebenfalls Kisten von einem Ort zum anderen bringen muß. Das Brettspiel wurde dahingehend um einige Facetten erweitert. Trotzdem hat der Autor auch daran gedacht, einige Logikrätsel einzusetzen, damit man das Spiel auch mal als Beschäftigung alleine ausprobieren kann.
Das Material ist über jeden Zweifel erhaben. Das fängt schon mit der sehr gelungenen dunklen Schachtel aus Holz an, die ansprechend bedruckt wurde. Die großen chinesischen Figuren wurden mit Flitter auf den Hüten versehen und sind trotz der gedeckten Farbtöne noch gut voneinander unterscheidbar. Der Clou sind jedoch die sehr schönen Holzkisten, die wirkliche Lagerhaus-Romantik aufkommen lassen. Da wirkt der eher nüchtern gehaltene Spielplan gar nicht einmal störend.
Spielerisch ist „Fragile“ allerdings eher durchwachsen. Im Spiel zu zweit muß man schon aggressiv gegen den Mitspieler vorgehen, damit das Spiel einigermaßen Spaß macht. Wenn jeder nur auf seiner Seite herumwerkelt, entsteht kaum Spannung und man fühlt sich wie bei einer Solitäraufgabe.
Problematisch ist auch eine Partie zu dritt, denn wenn zwei Personen sich gegenseitig behindern, kann der dritte ungestört agieren und seine Lager füllen. Hier kommt es auf wechselnde Kämpfe an, damit es nicht zu einseitig wird. Empfehlen kann man allerdings trotzdem nur die Version in voller Besetzung, damit es eng wird auf dem Brett und Kisten durchaus mal von einem Ende zum anderen Ende getragen werden.
Am Schluß des Spiels zieht es sich häufig in die Länge. Viele Kisten sind bereits in den Lagern und um den Rest wird verbittert gestritten. Manchmal tritt dann sogar ein Königsmacher-Effekt ein.
Die Variante mit den Stäbchen kam bei unseren Testpersonen gut an. Ein möglicher Startspieler-Vorteil wird auf diese Weise ausgeglichen. Außerdem können Spieler ihre Kisten mit einem gewissen Risiko vor Gegnern abstellen, weil sie eventuell doch wieder vor ihnen an die Reihe kommen.
Oft enden die Spiele mit einem Gleichstand. Zu diesem Zweck hat der Autor das Siegerplättchen erfunden. Da dieses immer an den derzeit Führenden gegeben wird und dieser es nur verliert, wenn ein anderer mehr Punkte gemacht hat, ist der Sieg bei Gleichständen daran zu erkennen, daß der Besitzer des Plättchens diesen Punktestand als erstes geschafft hat.
Fazit: Ein optisches sehr schönes Spiel, welches spielerisch aber nicht voll überzeugen kann.
Wertung: Mit gerade 4 Punkten sollten Fans von abstrakten Spielen durchaus eine Probepartie wagen. Allerdings sollte man immer gleichstarke Gegner mitspielen lassen.

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(c) Claudia Schlee & Andreas Keirat, www.spielphase.de



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