Spieletest für das Spiel: LA
CITTA
Hersteller: Kosmos Preis: 55 DM empf.Alter: 12- Anzahl Spieler: 2-5 Erscheinungsjahr: 2000 noch erhältlich: Ja Autor: Gerd Fenchel Besonderheit: Kategorie: Taktisches Denkspiel |
Für die Zusendung eines Rezensionsexemplars danken wir der Firma Kosmos recht herzlich!
Ausstattung: 1 Spielplan,
141 Gebäudechips, 22 Landschaftsteile, 130 Bürger-Figuren, 20
farbige Bürger, 32 Münzen, 65 Nahrungschips, 74 Spielkarten,
5 Übersichtstableaus, 1 Startspieler-Markierung
Aufmachung: Der
Spielplan zeigt eine Vielzahl von Hex-Feldern, die um dreieckige Wiesen
führen. Einige Hexfelder sind mit einem besonderen Farbton hinterlegt.
Sie kommen nur bei bestimmten Spielerzahlen zum Einsatz. Auf die Felder
werden im Verlauf des Spiels die Gebäudechips gelegt, während
vor jeder Partie die Wiesen verschiedene Landschaftsteile zugewiesen bekommen.
Insgesamt gibt es elf verschiedene Gebäudearten. Neben einer Gebäudegrafik
findet man auf jedem
Chip noch ein spezielles Symbol, was den Zweck
des Gebäudes angibt. Bei einigen Gebäuden müssen bestimmte
Bedingungen erfüllt werden, bevor man sie auslegen darf.Es gibt drei
verschiedene Landschaftsarten. Während Gebirge und Gewässer gleich
sind, gibt es unterschiedlich ertragreiche Getreidefelder, die zur Ernährung
der Bürger dienen.
Die Bürger-Figuren sind nett modelliert,
wenn auch etwas klein. Sie werden auf die jeweiligen Städte und Gebäude
gestellt und bieten so einen Überblick, wer wieviel Personen besitzt.
Die farbigen Figuren kommen bei speziellen Aktionen für eine Runde
ins Spiel. Es gibt männliche und weibliche Bürger, was aber während
der Partie keine Rolle spielt.
Die Münzen sind aus Pappe. Sie erhält
man, wenn man einen Steinbruch am Gebirge baut. Die quadratischen dicken
Pappchips, die als Nahrungsanzeiger dienen sollen, zeigen jederzeit, wie
viele Personen durch eigene Felder derzeit ernährt werden können.
Bei den Spielkarten gibt es drei verschiedene
Arten: Aktionskarten in den Farben der Spieler, Politikkarten und „Stimme
des Volkes"-Karten. Auf den Übersichten findet sich der Verlauf einer
Spielrunde in knapper Form. Die Startspieler-Markierung dient als Gedächtnishilfe
während der Partie. Es handelt sich hierbei um ein dickes Papp-Plättchen.
Die Grafiken und das Material sind sehr gut gelungen,
allerdings fliegen die einzelnen Gebäudechips trotz eines speziellen
Inlets schnell in der Gegend rum und müssen so vor jeder Partie neu
sortiert werden.
Ziel: Als Fürst
versucht jeder Spieler, seinen Einflußbereich zu erweitern und bei
fremden Städten Leute abzuwerben, um so die mächtigsten Metropolen
der Gegend zu kontrollieren.
Am Anfang werden die Gebäude nach ihren
Grafiken getrennt und bereitgelegt. Ein Spieler mischt die Landschaftsteile
gründlich durch und verteilt sie anschließend auf die entsprechenden
Wiesenfelder. Im Spiel für Anfänger gibt es eine bestimmte Startaufstellung
(je nach Spielerzahl), nach der man sich richten sollte.
Jeder Spieler erhält vier Castello-Chips
und vier Bürger in einer Farbe. Während die Startpositionen im
Grundspiel vorgegeben sind, setzen die Spieler reihum eines ihrer Castellos
auf beliebige freie Wegfelder. Ein Mindestabstand von drei freien Feldern
zum Nachbarcastello muß jedoch gewahrt bleiben. Der letzte Spieler
darf dann sein zweites Castello setzen, worauf die anderen Spieler entgegen
dem Uhrzeigersinn an der Reihe sind und ihre zweite Stadt gründen.
In jede Stadt werden drei neutrale Bürger gestellt. Liegt die Stadt
neben einem oder mehreren Getreide-Feldern, erhält der Spieler entsprechend
den Symbolen auf diesen Feldern Nahrungschips.
Jeder Spieler bekommt dann die drei Aktionskarten
in seiner Farbe, sowie ein Goldstück. Die Politikkarten werden gemischt
und als Stapel am Rand des Spielplanes bereitgelegt. Die obersten sieben
Karten werden aufgedeckt und auf entsprechende Ablagefelder gelegt. Auch
die Karten „Stimme des Volkes" mischt man und plaziert den Stapel am Rand
des Brettes.
Zum Abschluß der Vorbereitungen kann sich
jeder eine Übersichtstafel nehmen.
Eine Spielrunde besteht aus acht Phasen. Insgesamt
werden sechs Runden gespielt. In der ersten Phase wechselt der Startspieler
an den linken Nachbarn (dieser Zug entfällt natürlich bei Beginn
des Spiels).
Anschließend werden vier Karten „Stimme
des Volkes" verdeckt gezogen und ausgelegt. Nur eine Karte wird offen abgelegt
und verrät ein wenig die aktuelle Meinung und Wünsche der Bevölkerung.
In der dritten Phase geht es um die Einkünfte
aus den Steinbrüchen. Jeder Spieler, der Steinbrüche an Gebirgen
gebaut hat, bekommt pro Gebäude eine Goldmünze. Grenzt ein Steinbruch
an zwei Gebäude, erhält man auch zwei Münzen.
Danach kommt es zur Vermehrung der Bürger.
Reihum wird der Zuwachs in allen Städten eines Spielers vorgenommen.
Grundsätzlich erhöht sich die Einwohnerzahl um eine Figur pro
Stadt. Diese Figur wird auf das Castello gestellt. Hat man jedoch schon
fünf Bewohner in der gesamten Stadt, vermehrt sich diese erst wieder,
wenn man einen Marktplatz gebaut hat. Besitzt man schon einen Marktplatz,
kann die Einwohnerzahl auf acht Figuren steigen, bis die Vermehrung wieder
gestoppt
wird. Erst der Bau eines Brunnens oder Badhaus
hebt diese Beschränkung auf.
Der Hauptteil des Spiels besteht in der Phase
5, bei der es um die Politik geht. In insgesamt fünf Durchgängen
spielen die Mitspieler eine Karte und führen die entsprechende Handlung
aus. Man kann entweder eine der eigenen Aktionskarten spielen oder eine
der offenen Politikkarten nehmen.
Beim Spielen einer eigenen Aktionskarte wird
diese umgedreht. Anschließend hat man die Wahl zwischen drei Möglichkeiten:
2 Goldstücke nehmen, eine neue Stadt errichten oder ein einfaches
Gebäude bauen.
Beim Errichten einer neuen Stadt muß man
wieder auf die Abstandsregel zu anderen Städten achten. Auf das neue
Castillo kommt ein Bürger aus einer beliebigen anderen eigenen Stadt,
zwei weitere erhält man kostenlos vom allgemeinen Vorrat. Sollte das
Castillo an Landwirtschafts-Felder grenzen, gibt es sofort die entsprechenden
Nahrungsmittel-Plättchen. Pro Spieljahr kann man nur eine Stadt gründen.
Ein einfaches Gebäude kann man kostenlos
errichten. Einfache Gebäude besitzen nur eine Bogenmarkierung oder
es ist ein Bauernhof, Marktplatz oder ein Steinbruch. Das Gebäude
wird neben ein Plättchen der eigenen Stadt gesetzt. Eine Figur des
dortigen Castillos kommt anschließend auf das Plättchen. Gibt
es ein entsprechendes Gebäude nicht mehr, hat man Pech gehabt.
Bauen kann man nur, wenn man eine überzählige
Figur im eigenen Castillo hat. Es muß ferner zwischen zwei Städten
immer ein Mindestabstand von einem Spielfeld bestehen bleiben (die 3er-Abstandsregel
gilt nur bei Neugründungen!). Ein Brunnen oder ein Badhaus muß
immer an einem Gewässer errichtet werden. Durch den Bau eines neuen
Bauernhofs gibt es zusätzliche Nahrungsplättchen.
Kann man nichts mehr bauen, weil die Voraussetzungen
nicht gegeben sind, zieht man in seinem Zug nur die oberste Politikkarte
vom verdeckten Stapel und legt diese verdeckt vor sich ab.
Neben dem Einsatz einer eigenen Aktionskarte
kann man als Alternative eine Politikkarte wählen, die man ausführen
möchte. Nur mit ihrer Hilfe kann man hochwertige Gebäude bauen
(die mehr als eine Bogenmarkierung besitzen). Die höherwertigen Gebäude
kosten unterschiedlich viel Gold. Andere Karten sind wie ein bezahlbarer
Joker oder man kann eine bis drei farbige Figuren auf ein Plättchen
seiner Wahl setzen. Eine farbige Figur ist nur in der aktuellen Spielrunde
gültig und erhöht die auf dem Gebäudeplättchen angegebenen
Bögen um 1. Die farbigen Figuren müssen später nicht ernährt
werden.
Andere Karten erlauben die Erhöhung der
Bevölkerung mittels Gold, die Verdoppelung der Nahrungsvorräte
in diesem Spieljahr oder man kann sich zwei oder drei verdeckte Karten
der „Stimme des Volkes" ansehen.
Nachdem die fünf Politikrunden abgearbeitet
wurden, folgt die sechste Phase mit dem Aufdecken der Stimme des Volkes.
Die Karten zeigen die Wünsche der Bevölkerung nach Kultur, Bildung
oder Gesundheit. Wenn eines dieser Themen die alleinige Mehrheit hat, ist
es der vorrangige Wunsch. Bei einem Gleichstand von zwei Wünschen
gelten beide Wünsche als gleichberechtigt. Die Wünsche haben
zur besseren Kennzeichnung die gleichen Farben wie die Bögen auf einigen
Gebäudekarten.
In der siebten Phase kommt es dann zur Wanderung
der Bevölkerung. Jeder Spieler überprüft der Reihe nach
seine Städte. Es gibt keine Zuwanderung zwischen zwei eigenen Städten.
Bei fremden Städten kommt es nur zu einer eventuellen Zuwanderung,
wenn der Abstand zwischen ihnen weniger als drei Spielfelder beträgt.
Ist eine Zuwanderung möglich, prüft
der Spieler, der am Zug ist, ob er mehr gewünschte Bögen in seiner
Stadt hat als sein Nachbar. Hat er mehr Bögen, erhält er eine
Person aus dessen Stadt. Es ist durchaus möglich, von mehreren Nachbarn
in einer Runde neue Einwohner zu bekommen, sofern die Wachstumsgrenze nicht
erreicht wird. Bei zwei gleichberechtigten Wünschen darf man pro Stadt
auswählen, welchen Wunsch man mit den Nachbarstädten vergleichen
will. Ein Spieler, der einen Bürger abgeben muß, entscheidet,
von welchem Feld er ihn nimmt. Sollte ein Gebäude anschließend
unbewohnt sein, wird es abgerissen. Ein Abriß ist nur von außen
nach innen möglich, einzelne Gebäude dürfen niemals von
der Stadt getrennt werden. Wird die letzte Figur des Castillos weggenommen,
wird das Castillo abgerissen und wieder an den Spieler zurückgegeben.
Beim Abreißen eines Bauernhofes muß man entsprechend viele
Nahrungsplättchen abgeben, die dieser
Bauernhof produziert hätte.
In der letzten Phase einer Runde geht es um die
Versorgung der Bürger. Jede neutrale Bürgerfigur muß mit
einem Nahrungsplättchen ernährt werden können. Hat man zu
viele Bürger, muß man die überzähligen Figuren aus
seinem Reich entfernen, da sie wegen Nahrungsmangel abgewandert sind. Die
Wahl, welche Figuren entfernt werden, hat der aktive Spieler. Auch hier
gilt, daß Gebäude ohne Figuren abgerissen werden. Als Strafe
für die Auswanderung darf der Spieler im folgenden Spieljahr nur noch
4 Politikrunden bestreiten und in seinem ersten Zug eine seiner Aktionskarten
ohne Funktion deaktivieren.
Am Ende eines Spieljahres werden die eingesetzten
Politikkarten auf einen Ablagestapel gelegt. Die Aktionskarten der Spieler
werden wieder aktiviert, die farbigen Bürgerfiguren verlassen das
Spielbrett. Die aufgedeckten Karten „Stimme des Volkes" kommen beiseite
und werden ersetzt und man füllt die Reihe der offenliegenden Politikkarten
wieder auf.
Spielende: Nach
sechs Spieljahren endet die Partie. Jeder eigene Bürger bringt einen
Siegpunkt. Jede Stadt, in der sich sowohl ein Gebäude für Gesundheit,
Bildung und Kultur befindet, erhält 3 Siegpunkte. Fünf Minuspunkte
gibt es, wenn ein Spieler im sechsten Spieljahr durch Nahrungsknappheit
Abwanderungen hatte. Wer die höchste Siegpunktzahl vorweisen kann,
gewinnt die Partie. Bei Gleichstand entscheidet das Gold.
Kommentar: „La Citta"
ist vor allem mit vielen Personen langwierig, aber durchaus nicht uninteressant.
Etwas eintönig sind allerdings die ersten zwei oder drei Runden, da
recht offensichtlich ist, wie man seine Städte am Anfang aufbauen
muß. Obwohl das Spiel zunächst verwirrend erscheint, werden
alle Fragen in den Regeln gut erklärt und nach spätestens zwei
Spielrunden weiß eigentlich jeder, was man machen muß.
Fazit: Kein schlechtes
Spiel, aber sehr langwierig.
Wertung: Das Spiel
ist mit vier oder fünf Personen eigentlich zu lang. Spannung kommt
erst nach der Hälfte der Spielzeit auf, wenn man die Städte etwas
ausgebaut hat und der Platz knapp wird, so daß man sich der Gefahr
von Abwanderungen aussetzt. Daher erhält die Kosmos-Neuheit von uns
4 Punkte, was aber immer noch als gutes Spiel gilt.
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(c) Claudia Schlee & Andreas
Keirat, www.spielphase.de