Spieletest für das Spiel: LE HAVRE
Hersteller: Lookout Games             
Preis: 43 Euro
empf.Alter: 10-              
Anzahl Spieler: 1-5
Erscheinungsjahr: 2008      
noch erhältlich: Ja
Autor: Uwe Rosenberg
Besonderheit:
Veröffentlichung des Berichtes: Juli 2009
Kategorie: Das besondere Spiel
Bewertungsbild Le Havre-Pressefoto

Ausstattung: 3 Spielpläne, 5 Personensteine, 5 Schiffe, 7 Nachschub-Plättchen, 16 Nahrungsplättchen, 1 Startspieler-Marker, 78 Münzen, 312 Rohstoffe, 5 Übersichtskarten, 33
Standardgebäude-Karten, 36 Sondergebäude-Karten, 20 Rundenkarten, 11 Schuldscheine, 5 Rundenübersichten
Aufmachung: Die Spielpläne ergeben zusammen die Hafenanlagen der Stadt Le Havre. Im Zentrum steht dabei das Hafenbecken mit sieben Feldern, auf denen die Nachschub-Plättchen ausgelegt werden. Oberhalb und unterhalb des Beckens sind dann die Lagerräume für die unterschiedlichen Rohstoffe, das Geld, die Rundenkarten inkl. der verschiedenen Schiffe und die Anlegestellen für die Standard- und Sondergebäude.
Jeder Spieler besitzt eine große Holzscheibe zum Markieren des Ortes, den man gerade besucht. In der passenden Farbe gibt es dazu ein kleines Holzschiff, welches auf den Nachschubplättchen im Hafenbecken bewegt wird. Diese Nachschub-Plättchen zeigen immer zwei unterschiedliche Waren oder Geld, welches dann vom jeweiligen Zentrallager genommen wird und in die Hallen an die Docks kommt. Ein Plättchen sorgt außerdem dafür, daß die Spieler Zinsen zahlen müssen.
Die Nahrungsplättchen werden an die Spieler ausgegeben, wenn sie ein Schiff kaufen oder bauen. Dadurch bekommen sie jede Runde einen festen Satz an Nahrungsmitteln als Bonus dazu. Die Plättchen sind beidseitig bedruckt und können Zahlenwerte zwischen 2 und 14 zeigen.
Mit Hilfe der Münzen kann man Gebäude und Schiffe während des Spiels kaufen. Es gibt zwei unterschiedliche Wertstufen. Die Münzen sind aus Pappe gefertigt. Auch bei den Rohstoffen handelt es sich um Papp-Plättchen, die beidseitig bedruckt wurden. Auf der Vorderseite befindet sich ein Rohstoff, während die Rückseite ein daraus veredeltes Produkt zeigt. Die Plättchen haben außerdem einen festen Verkaufspreis aufgedruckt. Einige Produkte lassen sich als Energie- oder Nahrungsträger verwenden.
Auf den Übersichtskarten kann man den Ablauf eines Spielzugs sehen. Auf diesen Karten werden später im Spiel außerdem die gewonnenen Waren abgelegt.
Jedes Standard-Gebäude besitzt einen Preis und einige Rohstoffe, mit denen man das Gebäude errichten kann. Einige Gebäude kosten außerdem Miete, wenn man sie benutzen möchte. In der Mitte der Karte steht, was man mit Hilfe des Gebäudes machen kann. Die Gebäude sind dabei in verschiedene Kategorien eingeteilt. Bei den Sondergebäuden ist dies ähnlich, jedoch kann man diese nicht bauen, sondern nur mit Geld erwerben.
Je nach Anzahl der Spieler kommen verschiedene Rundenkarten ins Spiel. Auf ihnen steht, ob es am Ende der Runde eine Ernte gibt, wie viel Nahrung jeder Spieler an seine Arbeiter zahlen muss, ob es neue Gebäude im allgemeinen Vorrat zu kaufen gibt und welcher Schiffstyp im Hafen zu erwerben ist.
Schuldscheine kann ein Spieler aufnehmen, wenn er seine Arbeiter ernähren muss und weder über Lebensmittel noch über Geld verfügt. Sie kosten jede Runde einiges an Zinsen. Die Rundenübersichts-Karten dienen dazu, je nach Spielerzahl zu zeigen, welche Rundenkarten überhaupt im Spiel sind.
Ziel: Die Spieler versuchen, möglichst viel Kapital anzuhäufen.
Zu Beginn der Partie wählt jeder eine Farbe und nimmt sich die passende Scheibe und das gleichfarbige Schiff. Außerdem erhält man eine Übersichtskarte, etwas Startgeld und ein Plättchen Kohle. Je nach Anzahl der Spieler bereitet man dann das Spielbrett vor und legt einige Waren auf die Lager der Docks, sortiert die Rundenkarten und mischt die Gebäudekarten, um sie dann gemäß gewisser Regeln offen in drei Reihen versetzt übereinander zu legen. Danach werden die Sondergebäude gemischt und man zählt sechs dieser Karten ab, die verdeckt auf das entsprechende Lagerfeld kommen. Schließlich mischt man die Nachschub-Plättchen und legt sie verdeckt auf die einzelnen Felder im Hafenbecken.
Die Startgebäude werden offen oberhalb des Spielplans abgelegt. Danach einigt man sich, wer das Spiel beginnen soll.
Der aktive Spieler nimmt sein Schiff und legt es auf das nächste freie Feld des Hafenbeckens. Beim ersten Betreten wird dabei der dort befindliche Chip aufgedeckt. Die auf dem Chip abgebildeten Rohstoffe werden dann auf den Gebäuden beim Dock ausgelegt.
Danach hat der Spieler eine Hauptaktion. Dabei kann er wählen, ob er die Vorräte einer Sorte aus einem Lagerhaus bei den Docks nehmen will oder ob der Spieler seine Scheibe einsetzt und auf ein öffentliches Gebäude oder ein Gebäude eines Mitspielers legt, um die dortige Funktion zu nutzen. Bei letzterem muss der Spieler gegebenenfalls ein wenig Geld bzw. Nahrung an die Bank oder den Besitzer des Gebäudes abgeben. Auf jedem Gebäude kann immer nur eine Scheibe liegen.
Erreicht ein beliebiges Schiff das Plättchen mit dem Zins-Symbol, müssen alle Spieler für jeden ihrer Schuldscheine 1 Geldstück an die Bank zahlen.
Neben der Hauptaktion hat der Spieler noch die Möglichkeit, bestimmte andere Dinge in Nebenaktionen zu machen. Diese Nebenaktionen kann man vor oder nach der Hauptaktion durchführen.
Der Kauf von Gebäuden ist eine dieser Möglichkeiten. Zum Kauf stehen die Startgebäude und die jeweils oben liegenden Karten der drei Standardgebäude-Reihen. Der Betrag geht in die Bank und der Spieler legt das Gebäude offen vor sich aus. Es ist auch möglich, Schiffe auf diese Weise zu erwerben.
Beim Verkauf kommt das Gebäude wieder in die Tischmitte zurück. Der Spieler erhält die Hälfte des Kaufpreises ausbezahlt. Sollte sich beim Kauf oder Verkauf eine Scheibe auf der Karte befinden, kommt diese zum Besitzer zurück.
Es ist über eine Nebenaktion ebenfalls möglich, Schuldscheine für den auf der Karte angegebenen Preis an die Bank zurückzuzahlen.
Hat ein Schiff das letzte Feld des Hafenbeckens erreicht, wird nach den Aktionen des Spielers das Runden-Ende eingeläutet. Dazu schaut man sich die oberste Rundenkarte an und erfährt, ob es eine Ernte gibt, bei der Spieler mit Korn oder zwei Tieren einen kostenlosen Nachschub erhalten und ob eine der Gebäudekarten aus den Reihen bzw. eine Sonderkarte in die Tischmitte zu den öffentlichen Gebäuden kommt. Außerdem müssen hier die Spieler entsprechend der auf der Karte angegebenen Menge ihre Nahrung bzw. alternativ Geld für die Arbeiter bezahlen. Über eigene Schiffe erhält man Nahrungsmarker, die diese Kosten drücken. Dann wird die Karte umgedreht und dadurch zu einem Schiff, welches man offen in den Hafenbereich legt. Dieses Schiff kann von nun an erworben werden.
Durch das Belegen von bestimmten Gebäuden kann ein Spieler ein oder zwei Bauvorhaben umsetzen. Dazu benennt er die Gebäude, die er bauen möchte und zahlt die erforderlichen Materialien aus seinem Vorrat in die Bank. Die Gebäudekarten werden offen vor dem Spieler abgelegt. Ein Spieler kann nur die jeweils obersten Gebäudekarten der drei Standardgebäude-Reihen errichten. Schiffe darf man dagegen nur bauen, wenn die Werft aktiv im Spiel ist.
Nach der Auswertung der letzten Rundenkarte hat jeder Spieler noch eine Hauptaktion, bevor die Schlusswertung erfolgt. In dieser Schlussrunde dürfen ausnahmsweise mehrere Scheiben auf einem Gebäude stehen!
Hierbei errechnet jeder Spieler den Gesamtwert seiner Gebäude und addiert dazu sein Bargeld. Hat man noch Schuldscheine, werden die dort stehenden Kosten von dieser Gesamtsumme abgezogen.
Spielende: Der reichste Spieler nach der Schlussabrechnung gewinnt das Spiel.
Kommentar: Freunde komplexerer Spiele werden mit „Le Havre“ ihre Freude haben. Durch die vielen Gebäude im Spiel entstehen immer wieder interessante neue Konstellationen, die das Spiel in jeder Runde anders gestalten. Dabei ähnelt die Spielmechanik etwas dem Vorgänger „Agricola“ des selben Autoren, wurde jedoch angepasst, um nicht wie ein einfacher Abklatsch zu wirken.
Der Mangel an Rohstoffen, Nahrung, Geld und Aktionsmöglichkeiten ist allgegenwärtig und macht jeden einzelnen Spielzug zu einer kleinen Herausforderung. Dabei muss man auf alle Möglichkeiten vorbereitet sein. Besonders wichtig ist es allerdings, seine Nahrungsausgaben möglichst gut in den Griff zu bekommen, damit man nicht die Hälfte seiner Aktionen mit der Beschaffung von Essen und Geld vergeuden muss und sich kaum um die anderen Gebäude kümmern kann.
Je mehr Spieler mitmachen, desto weniger Aktionen gibt es für jeden Spieler pro Runde. Die Ausgaben werden zwar entsprechend angepasst, doch ist ein Spiel zu viert oder zu fünft eine größere Herausforderung als eine Partie mit zwei Personen. Die Spielzeit ist bei großen Spielerzahlen auch entsprechend hoch. Aber auch eine Partie zu zweit kann schon in den ersten Partien weit über zwei Stunden gehen.
Das Material ist hervorragend und wenn man die vielen Zeichen auf den Runden-Karten und den Gebäuden erst einmal begriffen hat, auch gut beschrieben und einfach zu handhaben. Bei der Anleitung gibt es ebenfalls keine Beanstandungen.
Fazit: Ein geniales Aufbau-Strategiespiel.
Wertung: Mit gerade 6 Punkten ist „Le Havre“ eines der schönsten Aufbauspiele der letzten Jahre.

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(c) Claudia Schlee & Andreas Keirat, www.spielphase.de


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