Spieletest für das Spiel: RAIL
Hersteller: Ludonirique               
Preis: n.b.
empf.Alter: 8-               
Anzahl Spieler: 2-6
Erscheinungsjahr: 1985      
noch erhältlich: Nein
Autor: Remy Durrens
Besonderheit:
Veröffentlichung des Berichtes: Dezember 2013
Kategorie: Legespiel
Bewertungsbild Rail-Foto

Ausstattung: 1 Aktionstafel, 214 Schienen, 6 Spielfiguren, 12 Geländeplättchen, 16 Bahnhöfe, 12 Haltestellen, 12 Anschlußstellen
Aufmachung: Die Aktionstafel besteht aus einer Vielzahl von Feldern, die insgesamt die Form einer Dampflokomotive ergeben. Auf ihnen ziehen die Spieler mit kleinen Kunststoff-Figuren.
Mit Hilfe der Schienen legen die Spieler eigene Eisenbahnnetze. Es gibt Geraden, Kurven, Tunnel und Brücken. Mit Bergen und Seen kommen zwei unterschiedliche Geländetypen ins Spiel, die den Ausbau des Streckennetzes stören können.
Auch die Bahnhöfe sind Papp-Plättchen. Sie haben ein bis vier Ausgänge. Die Haltestellen müssen ins eigene Netz eingebaut werden und fungieren wie Zwischenbahnhöfe. Mit Hilfe der Anschlußstellen wird dagegen der Punkt angezeigt, an dem zwei Eisenbahnnetze unterschiedlicher Spieler zusammengeführt werden.
Ziel: Jeder Spieler versucht als erstes, sein Eisenbahnnetz zu vervollständigen.
Zu Beginn der Partie wählt man die Spielreihenfolge. Jeder erhält einen Bahnhof seiner Wahl und legt diesen auf der Spielfläche vor sich ab. Dann stellt man die eigene Spielfigur auf das Startfeld der Aktionstafel. Die Plättchen kommen sortiert an den Rand der Spielfläche.
Ist man am Zug, nimmt man seinen Spielstein und setzt ihn auf der Aktionstafel ein Feld weiter. Das neue Feld muß dabei unbesetzt sein. Einzige Ausnahmen sind der Bahnhof und das Sprungfeld. Es ist nicht erlaubt, seine Figur im folgenden Zug wieder auf das Ursprungsfeld zurück zu bewegen.
Erhält der Spieler neue Schienen, nimmt er sich diese aus dem allgemeinen Vorrat und legt sie in sein Schienennetz und/oder die der Mitspieler. Dabei wird immer nur am Ende eines Schienenstrangs angelegt. Bahnhöfe haben fest definierte Ausgänge, während man bei Haltestellen frei wählen darf, wie es weitergeht. Jede Haltestelle muß aber am Ende mindestens drei Schienenplättchen haben, die von ihr wegführen.
Darf man einen See oder ein Gebirge plazieren, kommt dieses frei auf die Spielfläche. Ein solches Hindernis kann niemals direkt an einen Bahnhof oder eine Haltestelle angrenzen. Um seine Strecke über einen See fortzuführen, braucht man Brückenplättchen, während das Gebirge nur mit Hilfe von Tunneln bezwungen werden kann. Werden zwei Strecken von unterschiedlichen Spielern zusammengefügt, kommt eine Anschlußstelle zur Kennzeichnung darauf. Auf diese Weise können die Schienen der Spieler für die Endwertung weiterhin auseinander gehalten werden.
Steht die Spielfigur auf einem Wechsel-Feld, darf man zwei Schienen (Geraden und Kurven) miteinander vertauschen.
Bei der „Wegnahme“ wird dagegen ein Schienenstück aus einem unfertigen Netz entfernt und beim Spieler selbst eingebaut. Auch hier darf es sich nur um eine einfache Kurve oder eine Gerade handeln. Ein fertiges Netz ist ein Schienenstrang, der durchgehend von einem Bahnhof oder einer Haltestelle zu einem anderen Bahnhof, einer Haltestelle bzw. einer Anschlußstelle geführt wird. Ein fertiger Bauabschnitt darf nicht mehr verändert werden. Durch die Wegnahme kann ein Schienennetz zerteilt werden und einige Plättchen werden zu neutralen Schienenteilen. Ein Spieler ist nicht verpflichtet, sein zerteiltes Eisenbahnnetz auf die gleiche Art und Weise wieder zusammenzuführen.
Kommt die Spielfigur eines Spielers auf das „Sprung“-Feld, setzt er eine Runde aus. Im nächsten Zug darf er dafür auf ein beliebiges unbesetztes Feld ziehen und die dortige Aktion machen.
Spielende: Wenn ein Spieler sein Netz komplett geschlossen hat und mindestens eine Haltestelle eingebaut ist, endet die Partie. Jedes Schienenstück in einem fertigen Abschnitt bringt einen Siegpunkt. Offene Strecken sind dagegen wertlos. Es gewinnt der Spieler mit der höchsten Siegpunktzahl.
Kommentar: „Rail“ dürfte eines der ersten Spiele sein, bei dem die Spieler ihre Figuren auf einem Aktionstableau bewegen und selbst entscheiden, welche Aktionen sie durchführen wollen. Dabei wirkt das Aktionstableau interessant und auch die Spielregeln hören sich auf den ersten Blick gar nicht einmal so schlecht an.
Leider hat das Spiel erhebliche redaktionelle Mängel. Das fängt schon mit der sehr schlecht geschriebenen Spielregel an, die in allen drei ausgelieferten Sprachen (französisch, englisch und deutsch) viele Fragen offen läßt. Man weiß z.B. gar nicht, was auf einem Lokomotiv-Feld geschieht oder wie mit den verbliebenen Bahnhöfen umzugehen ist. Dazu kommt dann noch das Problem, daß vom Startfeld des Tableaus aus gesehen nur zwei Felder erreichbar sind. Eines ist das Sprung-Feld und das andere ein normales Schienenfeld. Der Startspieler kann also auf das normale Schienenfeld setzen, während die Gegner alle auf das Sprungfeld ziehen müssen und dadurch einen Spielzug verlieren.
Die Anordnung der Felder auf dem Tableau ist nicht gerade optimal. Es fehlen Kurvenfelder in der Mitte und da man in seinem Spielzug nicht wieder zurück darf, ist man oft zu großen Umwegen gezwungen und nimmt Teile auf, die einem im Moment nicht helfen.
Die vielen Hindernisse sind sehr ärgerlich. Bevor nicht alle Gebirge und Seen gelegt wurden, kann man kaum in der Lage sein, sein Streckennetz zu vollenden. Legen die Spieler die Plättchen geschickt aus, ist ein Spieler schnell eingebaut und aus dem Spiel. Der Bau von Tunneln und Seen ist schließlich sehr langwierig. Da es auch keinen Spielplan gibt, wird es mit der Zusammenführung von zwei Strecken manchmal schwierig und artet in wildes Geschiebe aus, damit alles doch noch irgendwie paßt.
Die Originalregel erwähnt nicht, ob man einem Spieler immer noch die Möglichkeit lassen muß, daß er zumindest theoretisch noch sein Streckennetz fertigstellen kann. Wenn man dies jedoch nicht beachtet, fliegen schnell einmal ein oder zwei Spieler komplett aus der Partie.
Das Material selbst ist fast ausschließlich aus Pappe und wirkt spartanisch. Die Kunststoff-Figuren, mit denen man auf dem Tableau zieht, sehen sehr billig aus.
Die Spieldauer beträgt weit über zwei Stunden. Man sollte das Spiel nicht mit mehr als drei Personen spielen, weil es ansonsten noch langatmiger ist und zu Frust bzw. Spielabbrüchen führt.
Bei unserem Spiel lag eine überarbeitete Spielregel von Christwart Conrad bei, die einige Regeln verändert bzw. klarstellt und mit zusätzlichem Material das Spiel etwas spielenswerter macht. Ein Meilenstein wird „Rail“ dadurch allerdings nicht.
Fazit: Ein unausgegorenes Spiel, welches damals durchaus interessante Ansätze hatte.
Wertung: Mit 1 Punkt ist das Spiel in seiner Ursprungsfassung nicht richtig spielbar. Aber auch mit der zusätzlichen Regel eignet sich „Rail“ nur für Sammlerzwecke. Es ist aber zumindest sehr selten!

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(c) Claudia Schlee & Andreas Keirat, www.spielphase.de


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