Geschichte Maples
Im Jahre 1980 begannen an der kanadischen Universität Waterloo (Provinz Ontario) die Professoren Keith Geddes und Gaston Gonnet die Entwicklungsarbeiten an Maple, um ein mathematisches Softwaresystem zu konstruieren, das sich sowohl in der Forschung als auch zur Ausbildung einsetzen läßt. Bereits nach nur drei Wochen wurde die erste funktionierende - wenn auch sehr eingeschränkte - Version im Dezember 1980 fertiggestellt.

Im Laufe der nächsten Jahre wurde das System infolge mehrerer Förderprogramme weiterentwickelt und schon relativ früh (d.h. 1982/83) an amerikanischen und europäischen Universitäten auf so verschiedenen Gebieten wie Mathematik, Informatik, Physik, Wirtschaft und Ingenieurwesen eingesetzt.

Ursprünglich wurde Maple auf der Programmiersprache B implementiert, aber sehr schnell wechselte man zu C. (B ist ein Pate der Sprache C.) Auf die Verwendung von LISP verzichtete man von Anfang an. Dafür gab es u.a. folgende Gründe:

  1. Da Maple u.a. auch in der Schule auf Computern mit ein oder zwei Megabytes RAM eingesetzt werden sollte, benötigte man ein System, welches bescheiden in seinen Ressourcenansprüchen ist. LISP erfordert ein sehr großes Laufzeitsystem, das in den 80er Jahren auf 'kleinen' Computern nicht zu verwirklichen war.
  2. C sieht das Dateisystem als integralen Bestandteil des gesamten Systemes an - im Gegensatz zu LISP. Dies ermöglichte ein Laden von Befehlen nur bei Bedarf aus der Bibliothek und war ein weiteres Kriterium für die Wahl von C, um ein großes Laufzeitsystem zu vermeiden.
Durch Ausprobieren und Verwerfen von Ideen wurden immer neuere und bessere Lösungsverfahren in Maple verwirklicht. Dieser Prozeß hält bis heute an.

1984 wurde Watcom Inc. zum Auslieferer von Maple bestimmt. Version 3.3 wurde herausgegeben. Bis Ende 1987 erschienen Maple 4.0, 4.1 und 4.2.

1988 wurde Waterloo Maple Software gegründet, ein Unternehmen, das Maple direkt vermarktet und unterstützt. Ein Jahr später wurde Maple 4.3 vorgestellt, welches auf 20 verschiedenen Computerplattformen läuft, u.a. auf Intel 386 PC-Systemen.

Das Entwicklungsteam besteht nicht nur aus Angestellten von Waterloo Maple Software selbst, sondern auch aus Experten der Universität Waterloo, ETH Zürich und des Institut National de Recherche en Informatique et en Automatique (INRIA).

Die erste Version von Maple V erschien 1990, welche 3D-grafikfähig ist, eine neue Benutzerschnittstelle aufweist und die UNIX X Window-Benutzeroberfläche unterstützt.

Anfang der frühen 90er Jahre formte Waterloo Maple Software verschiedene Allianzen, um das System weiterzuentwickeln. Dazu gehören u.a. Mathsoft Inc. (Hersteller von MathStation und Mathcad) und Visual Numerics, Inc. 1993 wurde eine kalifornische Softwarefirma aufgekauft, um neue Technologien im Bereich der symbolischen Mathematik sowie Grafik und Animation zu erwerben. Auch erhielt Maple mehrere Preise von renommierten Computerfachzeitschriften.

Im März 1994 wurde Maple V Release 3 veröffentlicht. Diese Version weist extrem verbesserte symbolische und numerische Rechenverfahren, eine leichter zu handhabendes Benutzerinterface, Exportmöglichkeiten nach LaTeX und eine neue Hilfefunktion sowie verbesserte Programmiersprache auf. Wenige Monate später vermarktete Waterloo Maple Software MathEdge, ein Paket aus mathematischen Softwaremodulen zur Integration in zu entwickelnde Anwendungsprogramme.

Das Fachblatt c't urteilte in seiner Juli-Ausgabe von 1995: "Maple ist ein hochmodernes Windows-Werkzeug, das sowohl dem Anfänger genügend Komfort als auch dem Fortgeschrittenen genügend Leistung bietet. Als besonders gelungen ist die Windows-Implementation zu bezeichnen."

1995 erschien MathOffice für Microsoft Word 6.0 für Windows. Dieses ist ein mathematisches Textverarbeitungssystem, welches Maple-Berechnungen und -Grafiken innerhalb eines Word-Dokumentes ermöglicht.

Anfang 1996 erschien die neueste Version von Maple: Release 4. R4 weist eine komplett überarbeitete und erweiterte Benutzeroberfläche auf sowie neue und verbesserte Funtionen auf.

Im November 1997 erschien Maple V Release 5 für MS Windows. In der Benutzeroberfläche mit R4 fast identisch, ist Maple V aber erneut erweitert und verbessert worden. Neu ist die Möglichkeit, mit Spreadsheets zu arbeiten. Neue Pakete wurden hinzugefügt, das in Release 4 nicht vorhandene Paket geom3d wurde komplett überarbeitet wieder eingeführt. Ein Interface (`link facility`) zu Matlab für numerische Berechnungen ist ebenfalls vorhanden. Felder (Arrays) mit Hardware-Fließkommazahlen werden nunmehr unterstützt. Am 23. Februar 1998 folgen R5 für UNIX und Macintosh. Seit Juni 1998 ist eine japanische Version von R5 verfügbar.

Am 20. April 1998 feiert Waterloo Maple Inc. sein zehnjähriges Bestehen. Ursprüglich mit fünf Personen gegründet beschäftigt das Unternehmen nunmehr 75 Mitarbeiter.


Der Mathematikkurs des Isolde-Kurz-Gymnasiums, Reutlingen,
betreut von Dr. M. Komma, vor der alten Niederlassung von
Waterloo Maple Inc. im Juni 1998

Im Sommer 1998 bezieht WMI den neuen Firmensitz im Seagram Museumspark in Waterloo.

Dieser Text basiert weitestgehend auf dem WWW-Dokument 'History of Waterloo Maple Inc.' der Waterloo Maple Inc., verschiedenen HTML-Seiten der Symbolic Computation Group zur Geschichte Maples sowie einer E-mail von Keith Geddes/Symbolic Computation Group zur Frage LISP oder C für Maple.

MAPLE GESCHICHTE V1.1 vom 05. August 1998
Author: Alexander F. Walz, alexander.f.walz@t-online.de
Original file location: http://www.math.utsa.edu/mirrors/maple/mplgesch.htm