NavegadorDie Ära der portugiesischen Entdeckungen | |||||||
Verlag | Autor | Grafik | Spieler | Alter | Spieldauer | Preis | |
PD Verlag | Mac Gerdts | Marina Fahrenbach | 2 - 5 | ab 12 Jahre | 90 Minuten | 32,- Euro |
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Vorwort: | Navegador ist mein persönliches Essen-2010-Strategiehighlight unter den bisher gespielten Spielen. Da ich einem Spieleladen aushelfe, kenne ich eine ansehnliche Zahl der aktuellen Neuheiten und bin von Navegador bisher am meisten angetan da es einfach tolle und gut ineinandergreifende Mechanismen hat, dabei mit relativ einfachen Regeln auskommt und vielfältige Strategien und Siegmöglichkeiten zulässt. | ||||||||
Spielziel: | Die Spieler schlüpfen in die Rolle von portugiesischen Entdecker im 15./16. Jahrhundert. Sie bauen Schiffe, heuern Arbeiter an, erforschen unbekannte Regionen der Welt, beuten diese aus, gründen Kolonien, treiben Handel und kämpfen um Priviliegen. | ||||||||
Ablauf: | Das Thema ist zunächst einmal sehr klassisch und wenig erfrischend. Seereisende Entdecker, die Handel treiben und Kolonien errichten, gab es schon in fast jeder denkbaren Form. Braucht man also noch ein Spiel mit diesem Thema? Kurzum: Im Fall von Navegador ja! Das Thema geht wunderbar in den Mechanismen des Spiels auf. Wir kreuzen tatsächlich mit unseren Schiffen auf den Weltmeeren und dringen in unbekannte Gebiete vor. Da dies zur damaligen Zeit sehr riskant war, verlieren wir dabei immer wieder Schiffe was für uns bedeutet, daß wir mit ausreichend großen Flotten lossegeln müssen. Sind die Gebiete erschlossen, kreuzt man munter hin und her und gründet neue Kolonien, wobei dies nur einen kleinen Teil von Navegador ausmacht. Das Gefühl tatsächlich ein Entdecker oder ein Kaufmann Portugals zu sein, kommt auf jeden Fall und trägt seinen Teil zum Spielspass bei. Die Strategien sind relativ vielfältig. Man kann versuchen dem Titel des Spiels gerecht zu werden und als Entdecker Punkte zu sammeln. Man kann aber auch versuchen, die neuen Gebiete zu missionieren und auf diese Weise Siepunkte zu sammeln. Auch das massive Gründen von Kolonien oder Einrichten von Manufakturbetrieben kann belohnt werden. Das Ganze läuft über Multiplikatoren, die durch Privilegien dargestellt werden. Manche Mulitplikatoren sind stärker als andere, aber fordern dafür auch höhere Grundvoraussetzungen. Jedesmal wenn ich ein Privileg einsammle, muss ich einen Arbeiter opfern, bekomme auf der anderen Seite der Rechnung jedoch ein Privileg, welches schlicht ein zusätzlicher Multplikator ist. Setze ich auf Kolonien, benötige ich die Privilegien für Kolonien. Man kann maximal 4 Privilegien sammeln und so bei den Kolonien maximal auf einen Wert von 4 kommen. Ergo ist jede Kolonie, die man gegründet hat, fortan 4 Siegpuntke wert. Man darf diese Privilegien nicht vergessen, sonst fehlen einem am Ende die Siegpunkte. Dadurch, dass es für fast alles im Spiel Mulitplikatoren gibt, sind vielfältige Strategien möglich. Einziges Problem hier: Die Kathendralenstrategie erscheint zu übermächtig. Richtig geplant ist es kein Problem ab der Mitte des Spiels sehr einfach an große Geldsummen zu gelangen. Die Kathedralen werden - wenn man alle zugehörigen Privilegien gesammelt hat - am Ende mit 9 multipliziert. Schafft es ein Spieler sich den Großteil der Kathedralen zu sichern, bevor die anderen soweit sind, haben sie fast keine Siegchancen mehr. Daher ist es sehr wichtig diese im Auge zu behalten und hier niemanden übermächtig werden zu lassen. Schafft man es, dieses im Auge zu behalten, hat man zahlreiche Siegstrategien. Das MAC-Rondell ist toll austariert. Die Aktionen, die man durchführen kann, werden mittels eines Rondells gewählt, auf dem man sich pro Zug 1-3 Felder weiterbewegt (Mehr Felder sind auch bei Navegador wieder möglich, kosten aber ein eigenes Schiff vom Spielplan und sind dadurch außerordentlich teuer). Dabei liegen die Aktionen so geschickt im Rondell verteilt, dass keinem Spieler übermächtige Züge möglich sind, sondern man bei fast jeder Strategie, das Rondell 1 1/2 x umrunden muss, bevor man die optimalen Züge durchführen konnte. Es passiert so gut wie nie, dass jemand in 3 Schritten zu wirklich mächtigen Aktionen fähig ist. Anfangs war ich bei diesem Rondellsystem sehr skeptisch, inzwischen gefällt es mir außerordentlich gut. Das Handelssystem ist sehr schick überlegt. Generell gibt es 2 Wege mit Waren Geld zu verdienen: Besitzt man Kolonien kann man die in ihnen erzeugten Waren verkaufen. Wird viel verkauft, so sinkt der Marktpreis für die folgenden Spieler. Alternativ kann man auch Manufakturen einrichten und Waren verarbeiten: Hierdurch steigt der Preis wieder. Generell gilt, dass der Preis zum Verarbeiten am besten ist, wenn der Preis zum Verkaufen im Keller ist. Liegt andererseits der Preis fürs Verarbeiten im Keller, kann man viel Geld mit dem Verkauf der Waren scheffeln. Im Ideallfall treibt der Spieler vor mir über den Markt die Preise für meine Warenart in die Höhe, so dass ich sie teuer verkaufen / verarbeiten kann. Gerade hier müssen auch erfahrene Spieler aufpassen, dass einzelne Spieler Monopolisten und damit auch zu übermächtig werden. In einer meiner letzten Partien gab es hier sehr seltsame Konstellationen die dafür gesorgt haben, dass wir im letzten Viertel von Navegador kein Geld mehr zur Verfügung hatten. Navegador ist generell fix erklärt. Einfach die Aktionen auf dem Rondell durchgehen - fertig. Das Problem ist, dass es relativ viele Aktionen gibt, bei denen einiges zu beachten ist. So benötigt man eine bestimmte Zahl an Arbeitern, um bestimmte Gebäude zu bauen und man verliert Arbeiter, wenn man Privilegien sammelt. Andererseits ist der Handel generell recht einfach, auch wenn ein Teil meiner Mitspieler etwa das halbe Spiel benötigte, um das System genau zu verstehen. Das erste Spiel sollte definitiv als Lernspiel angesehen werden - Erst ab der 2.ten Partie kann man wirklich sinnvoll und konstruktiv spielen und auch Strategien der Mitspieler erkennen und verhindern. Viele Aktionen bauen aufeinander auf und greifen ineinander. Das ist toll wenn man Navegador erst einmal verstanden und (vermeindlich) durchschaut hat, eben weil es recht viele Strategien und Möglichkeiten offenbart. Ist man jedoch noch in der anfänglichen Lernphase, kommt man ob der Vielfalt oftmals ganz schön durcheinander. | ||||||||
Fazit: | Navegador richtet sich eher an Strategiespieler, die anspruchsvolle Kost gewohnt sind. Ein knuddeliges Familienspiel auf Siedler-Niveau ist Navegador zweifelsohne nicht, auch wenn es mit gerade mal 8 kleinformatigen Seiten Regeln auskommt. Wie eben schon erwähnt sind viele der einzelnen Aktionen eng miteiannder verflochten und gerade anfangs schwer zu durchschauen. Das Spiel funktioniert auch weiterhin in jeder Besetzung ähnlich gut, sogar zu zweit ist es gut spielbar, meine meisten Partien fanden allerdings mit 5 Spielern statt. Ein tolles und anspruchsvolles Strategiespiel. Das Thema findet sich z.B. auch bei Vasco da Gama wieder, Navegador läuft im Gegensatz zu diesem jedoch viel runder und viel weniger abstrakt, so dass es sich viel interessanter präsentiert. Unter den diesjährigen Aufbau-, Handels- und Strategiespielen aus Essen hat Navegadorr für mich die Pole Position erklommen. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten Siegpunkte zu sammeln und nach jeder Partie möchte ich am liebsten sofort noch eine Folgepartie anhängen. Und das spricht in meinen Augen sehr für die Klasse dieses Spiels. Für mich ein ganz heißer Kandidat für den Deutschen Spielepreis 2011. (bt) | ||||||||
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© Carsten Wesel am 17.05.2005 für www.fairspielt.de. Kontakt-Email zum Webmaster. |