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Flipop

Schiebereien durchs Hintertürchen

VerlagAutorAlterSpieldauerPreis
EdiGames S. Sjoholm ab 8 15 Minuten Euro 24,- 

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Spielziel:

Es gibt Leute, deren Hauptbeschäftigung an der Kasse im Supermarkt darin besteht, aus dem Displaykarton der Überraschungseier jedes einzelne herauszugreifen und zu schütteln, um dessen Inhalt akustisch gewahr zu werden und sich nach reiflicher Schüttelei für das eine oder andere Ei zu entscheiden. Ebensolche Klientel neigt auch dazu, Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke vor dem Auspacken entsprechend zu behandeln. Diesen könnte man mit diesem Spiel viel Freude machen. Der Verlag Edi-Games hielt es nämlich nicht für nötig, das eh schon von der Schachtel her nicht ansehnlich gestaltete Flipop sonderlich liebevoll zu verpacken. So finden wir in der Schachtel neben der Spielanleitung ein Plastikspielfeld mit 5x5 Mulden und Vertiefungen für die Türchen aus Metallguß, welche, ebenso wie die beiligenden 2x5 Glaskugeln (in den Farben schwarz und weiss), von keinerlei Verpackungsmaßnahme davon abgehalten werden, munter den Gesetzen der Schwerkraft zu folgen und in der Schachtel hin- und herzufallen (bedauerlicherweise, bei entfernter Schutzfolie, auch aus der unklug mit Seitenlaschen versehenen Schachtel heraus).

Klanglich ergibt das ein metallisch-gläsernes Klirren, das für jeden Päckchen-Schüttler eine wahre Freude darstellen dürfte. Und ebenso für den Schenkenden, der mit dem lapidaren Kommentar oh, jetzt hast Du's kaputt gemacht sicherlich viel Spaß haben kann. Aber wenden wir uns dem eigentlichen Spiel zu:

Ablauf:

Vor dem Beginn der Partie gilt es erst einmal, den Startaufbau zu realisieren. So nehmen die jeweils 5 Kugeln ihren Platz an gegenüberliegenden Enden des Brettes auf der Grundlinie ein. Dazwischen, um das 3x3-Feld und das innenliegende 1x1-Feld in der Mitte des Spielbretts, werden die Türchen eingesteckt und im Uhrzeigersinn ausgerichtet. Spielziel ist es, die eigenen 5 Kugeln als erster aus dem Spiel genommen zu haben, wobei eine Kugel entfernt werden darf, sofern sie eines der mittleren 3 Felder der gegenüberliegenden Grundlinie erreicht hat. Nun denn, alles klar, das Spiel kann beginnen.

Ein Zug eines Spielers besteht nun daraus, mit einer eigenen Kugel durch ein geschlossenes Türchen (oder eine Doppeltürchen) zu gehen. Soweit, so einfach. Der Clou liegt nun zum einen darin, dass die Türchen nach einem solchen Zug um 90Grad gedreht sind, und sich somit laufend das Spielbrett und die Zugmöglichkeiten verändern. Zum anderen kann man hinter den Türchen befindliche andere Kugeln damit weiterschieben, wobei sich nette Kettenreaktionen ergeben können, die je nach Position der Türchen und Kugeln das Spielfeld auf einmal ganz anders aussehen lassen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass auch bei einer Kettenreaktion jede Kugel, außer der am Ende der Reaktion befindlichen, durch ein Türchen gehen muß. Weiterhin ist es nicht erlaubt, eine eben vom Gegenspieler ausgelöste Kettenverschiebung ganz oder teilweise rückgängig zu machen.

Anders als z.B. bei Abalone, wo die Verschieberei linear funktioniert, geht es bei Flipop durch die sich um 90 Grad drehenden Türchen um die Ecke, je nachdem, in welche Richtung die Türchen aufschwingen. Dies führt zu einem völlig anderen Spielgefühl, da nicht nur die Position der Kugeln, sondern auch die Drehung und korrekte Ausrichtung der Türchen für das Spielgeschehen wichtig sind. So kann man andere auch blockieren, indem man ihnen Türchen vor der Nase wegdreht, oder sie in einer Kettenreaktion auf einen Platz befördert, wo sie nicht weiterziehen können (wir beachten: man darf ja den Zug den Gegners nicht direkt rückgängig machen). Dadurch entsteht auf dem anfänglich klein wirkenden Spielplan ein sehr dynamisches Geschehen, bei dem ein Vorankommen in Richtung gegnerischer Grundlinie sich gar nicht so einfach gestaltet. Zudem ist besonderes Augenmerk auf die Kugeln in den Ecken zu richten, da sich diese erst nach mühevoller Türdrehung vorwärtsbewegen können - läßt man dies zu lange unbeachtet und hat keine anderen Kugeln mehr zum Drehen von Türchen zur Verfügung, können diese gänzlich bewegungsunfähig bleiben. Ja, und selbst wenn man zielsicher direkt vor der gegnerischen Grundlinie steht, und ein Zug genügen würde, um die Kugel aus dem Spiel zu nehmen, muß man mit Bedacht handeln, sofern man noch andere Kugeln im Spiel hat. Geht man nämlich mit den ersten drei von fünf Kugeln einfach schnurstracks durch die Mitte ins Ziel, so dreht man die Türchen so nach aussen, dass für die nächsten Kugeln keine Zugmöglichkeit ins Ziel besteht. Das alles bedingt, dass der direkte Weg fast immer der schlechteste ist. Dadurch gestaltet sich eine Partie Flipop sehr als Winkelzugakrobatik, in der oftmals scheinbar ohne echtes Vorankommen Türchen gedreht werden, um anderen Kugeln Wege freizumachen oder zu blockieren; und Kugeln, die direkt vor dem Ziel stehen, müssen nicht selten doch noch einmal etlicheSchritte zurück und zur Seite gehen, um über die Spielfeldränder ins Ziel zu kommen, und so die Türchen für die verbleibenden Kugeln geschickt zu drehen.

Das alles macht das anfänglich etwas simpel und optisch leider recht billig wirkende Flipop zu einer echten strategischen Herausforderung, die all jenen viel Spaß bereiten sollte, die an Kugelschiebespielen wie Abalone oder 90 Grad ihre Freude haben. Dabei liegt die Spieldauer mit ca. 15-20 Minuten im sehr angenehmen Bereich - nie zu lang für eine Revanche, aber auch nie so kurz, dass das Spiel vorbei ist, bevor man einen gemachten Fehler korrigieren könnte. Damit ist das Spiel von der Dauer angenehmer zu spielen als Abalone, erreicht aber nicht ganz dessen Tiefgang und strategische Möglichkeiten. Und es ist nicht beim kleinsten Fehler vorbei, wie manchmal bei einer Partie 90 Grad.

Bleibt nur noch, neben dem spielerisch sehr positiven Urteil, die Sache vom Anfang noch einmal aufzugreifen: sowohl Verpackung, optische Präsentation (Schachtel, güldene Metallguß-Türchen, Plastikbrett mit güldenem Schriftzug) und auch der wenig einladende Titel Flipop machen dies zu einem Spiel, an dem viele wohl einfach vorbeigehen werden, ohne sich näher damit zu beschäftigen. Es hat etwas den Charme eines Jahrmarktslotteriegewinn-Spiels, was dem sehr guten spielerischen Inhalt ganz und gar nicht gerecht wird. Ein paar Mark mehr für eine ordentliche Verpackung, Design und Spielfeldqualität hätten dem Spiel sicherlich mehr Aufmerksamkeit beschert, als es bisher bekam. Auch ich bin auf der Spiel 2000 in Essen daran vorbeigelaufen und wurde erst durch eine Spielbeschreibung im Rundschreiben von Adam-Spielt darauf aufmerksam. Zudem ist die Verpackung mit Seitenlaschen und lose darin herumfliegendem Material für den Transport gar nicht geeignet, leicht rutschen die Türchen an den Laschen heraus, und fehlt eine, so ist das ganze Spiel unbrauchbar. Ansonsten funktioniert das Spielmaterial beim Spielen gut, einzig und allein bei großen Kettenreaktionen mit 3 oder mehr Kugeln hakeln manchmal die Türchen etwas, so dass man wohlwollend mit der anderen Hand nachhelfen muss.

Fazit:

Spielreiz8/10
Design3/10
Material6/10
Regeln8/10
Ein rundum gelungenes Spiel mit gut funktionierendem Material, das allerdings optisch und verpackungstechnisch unter dem Standard liegt und deswegen einige potenzielle Spieler abschrecken dürfte. Also: nicht auf Titel und Verpackung schauen, sondern kaufen und begeistert spielen. Ja, und wenigstens ein Zip-Tütchen für die Türchen sollte man beim Transport bereithalten, damit die Freude auch länger anhält.

(rp)
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     45 Prozent - 1.86 PunkteIhre 3 Lesermeinungen zu Flipop~1.86
Punkte
Julius12.Nov 05: Das finde ich irgendwie krass. Bewertungen aus denken ist ja auch schwer.
Jörn Frenzel
27.Apr 03: Irgendwie fehlt da ein Spannungsbogen.Ist nicht schlecht,für zwei gibt es bessere, die länger fesseln.
Thorsten WaldIm Gegensatz zu Abalone wirkt Flipop noch nicht so ausgelatscht. Auch nach fünf Partien gibt es nicht Standardzügen für die ersten zehn Runden.

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© Carsten Wesel am 03.06.2002 für www.fairspielt.de. Kontakt-Email zum Webmaster.